Neue Website geht aus Forschungsprojekt hervor

Freiheit und Internet

Screenshot der Website „Freiheit + Internet“
Foto: Grimme-Institut

Das Internet ist grenzenlos und demokratisch, jeder kann alles dort veröffentlichen, endlich gibt es neben dem Recht auf eine freie Meinungsäußerung auch die Möglichkeiten dafür. So oder so ähnlich klangen die Visionen aus der frühen Phase des Internets. Aber damals waren die Bandbreiten niedrig und die Technik kompliziert, die Freiheit umfasste nur theoretisch alle. Mit dem „Web 2.0“ gab es eine erneute Euphorie: Blogs und Soziale Netzwerke machten auch aus weniger Technikaffinen Publizisten, jedes Thema hatte Platz, Kritik konnte öffentlich werden.

Doch inzwischen hat sich Ernüchterung breit gemacht: Spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden wird allenthalben der Untergang des freien Internets verkündet. Aber es geht um noch mehr, als um Überwachung durch Geheimdienste. Wie in der Gesellschaft insgesamt geht es um die Beziehung von Sicherheit und Freiheit: Ist sichere Kommunikation im Netz unter den Gesichtspunkten von Datenschutz, Cyberkriminalität, Vereinnahmung durch kommerzielle Interessen und – nicht zuletzt – Angriffen und Beleidigungen von anderen Netznutzer(innen) überhaupt möglich? Haben wir zu optimistisch auf die Mechanismen einer vermeintlichen Selbstregulation gesetzt? Unternehmen, Gesetzgebung, Gatekeeper, Internetnutzer(innen) – wer definiert die Spielregeln für einen „sicheren“ Rahmen, damit sich die kommunikativen Akteure im Internet frei entfalten können?

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Freiheit und Internet“ des Grimme-Forschungskollegs an der Universität zu Köln ist die Website www.internet-freiheit.de entstanden. Sie nimmt die Debatte um die Kommunikationsfreiheit im Internet auf und trägt verschiedene Positionen zusammen. Dabei wurde versucht, die Aspekte der Freiheit möglichst vielfältig zu behandeln: So haben die Macher des Podcasts „WRINT: Geschichtsunterricht“, Holger Klein und Matthias von Hellfeld, ein Audio zur Geschichte der Freiheit produziert, das Team des Podcasts „Soziopod“, Nils Köbel und Patrick Breitenbach, hat ein Audio zu den soziophilosophischen Hintergründen der Freiheit von Kant bis Habermas beigesteuert.

Wesentliche Aspekte der Internet-Utopie der frühen Jahre waren die Hyperlinks und die Möglichkeit der freien Diskussion. Doch gerade beim Setzen von Links lauern durchaus rechtliche Hürden, die die Rechtsanwälte Joerg Heidrich und Brian Scheuch in ihrem Beitrag darlegen. Auch der Diskussionsfreiheit im Netz sind rechtliche Grenzen gesetzt, die der Rechtsanwalt Christian Solmecke aufzeigt, nicht ohne auf die Folgen eines möglichen „Overblockings“ – also eines zu starken Löschens durch die Netzwerke – hinzuweisen.

Mit der Diskussionskultur in den Sozialen Netzwerken – und wie Hassrede diejenigen Nutzer einschränkt, die für eine positive Stimmung sorgen und konstruktive Beiträge einbringen – beschäftigt sich auch der Beitrag von Aycha Riffi, die ihre Erfahrungen aus dem europäischen Projekt BRICkS (Building Respect on the Internet by Combating Hate Speech) einbringt und über die Auswirkungen von Moderation und Nicht-Moderation im Internet schreibt. Einschränkungen durch die Gemeinschaftsstandards von Facebook und Instagram musste die Netzkünstlerin Barbara. erleben. Sie setzt sich mit ihren Klebeschildern im öffentlichen Raum gegen Rassismus, Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit ein, was vom Algorithmus aber nicht erkannt wird. Ihre – völlig harmlosen – Bilder wurden gelöscht, ihr Account gesperrt. Barbara. schreibt in ihrem Beitrag sehr persönlich über ihre Erfahrungen und steuert außerdem eine (klebe-)künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Freiheit und Internet bei.

Dies sind nur einige Beispiele für Beiträge, die sich unter www.internet-freiheit.de finden. Damit das Projekt noch wächst und um weitere relevante Aspekte und Akteure ergänzt wird, können und sollen die Leser(innen) unter kontakt@internet-freiheit.de ihre Vorschläge und Debattenbeiträge einbringen.